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Wirtschaft EEG-Umlage

Offshore-Wind treibt Strompreise nach oben

Wirtschaftsredakteur
Viele Windparks auf offener See gingen zuletzt ans Netz. Die besonders hohe Förderung für ihre Stromeinspeisung macht Strom teurer Viele Windparks auf offener See gingen zuletzt ans Netz. Die besonders hohe Förderung für ihre Stromeinspeisung macht Strom teurer
Viele Windparks auf offener See gingen zuletzt ans Netz. Die besonders hohe Förderung für ihre Stromeinspeisung macht Strom teurer
Quelle: Getty Images/Cultura RF/Craig Easton
Stromverbraucher müssen im kommenden Jahr erneut eine höhere Ökostrom-Umlage zahlen – es könnte die vorletzte Erhöhung sein. Dass der Strompreis danach mit der verringerten EEG-Förderung wieder sinkt, ist aber nicht ausgemacht.

Die deutschen Stromverbraucher werden in den nächsten zwei Jahren erneut höhere Subventionen an die Produzenten von Ökostrom zahlen müssen. Nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende in Berlin steigt die sogenannte EEG-Umlage bereits im kommenden Jahr auf einen Wert zwischen 6,5 und 6,7 Cent pro Kilowattstunde. Derzeit beträgt die Umlage 6,41 Cent.

Das Geld wird direkt mit der Stromrechnung beim Verbraucher abgebucht. Insgesamt kommt dabei in diesem Jahr eine Summe von 22,7 Milliarden Euro zusammen, die hauptsächlich an die Produzenten von Wind- und Solarstrom als Beihilfe ausgeschüttet wird. Private Haushalte tragen nach den Zahlen des Bundesverbandes der deutschen Energiewirtschaft (BDEW) davon 8,2 Milliarden Euro.

Die Industrie zahlt 5,9 Milliarden Euro EEG-Umlage, Handel und Gewerbe 4,6 Milliarden Euro – wobei diese Sektoren einen Teil ihrer Mehrkosten wiederum über ihre Preise auf die Endverbraucher abwälzen. Der Rest verteilt sich auf öffentliche Einrichtungen und die Landwirtschaft.

Verantwortlich für den erneuten Anstieg im kommenden Jahr sind vor allem zwei Faktoren. So gingen im vergangenen Jahr vergleichsweise viele Offshore-Windparks in der Nordsee online, deren Stromeinspeisung nach Maßgabe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) besonders hoch gefördert wird.

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Hinzu kommt, dass das sogenannte EEG-Konto, auf dem die Netzbetreiber die Umlagen der Verbraucher zwischenparken, deutlich weniger Guthaben aufzeigt. Für den gesunkenen Kontostand ist wahrscheinlich die vergleichsweise hohe Ökostrom-Produktion in den zurückliegenden wind- und sonnenreichen Monaten verantwortlich.

Die EEG-Umlage gleicht für Ökostrom-Produzenten den Gewinnrückgang aus, den sie durch sinkende Großhandelspreise für Elektrizität an der Strombörse erleiden würden. EEG-Umlage und Börsenstrompreis bedingen einander: Steigt das eine, sinkt das andere.

Der zuletzt steigende Börsenstrompreis hat sich dämpfend auf den Anstieg der EEG-Umlage ausgewirkt. Der starke Preisanstieg für CO2-Berechtigungen im europäischen Emissionshandelssystem auf fast 30 Euro pro Tonne hatte dazu beigetragen, dass die Stromgroßhandelspreise auf über 50 Euro pro Megawattstunde gestiegen waren.

Steigen die Börsenstrompreise aufgrund höherer CO2-Kosten weiter, wird der Bedarf für eine ausgleichende EEG-Umlage irgendwann auf null fallen. „Wir konnten im ersten Halbjahr sehr gut sehen, wie ein steigender CO2-Preis dazu führt, dass klimaschädliche Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden. Gleichzeitig entstehen erste Solarprojekte, die völlig außerhalb des EEG gebaut werden“, erklärte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende: „Ab einem CO2-Preis von 50 Euro bekommen wir eine weitgehend selbsttragende Energiewende, weg von Kohle hin zu erneuerbaren Energien.“

EEG-Umlage könnten 2021 den Kostengipfel erreichen

Noch ist es aber nicht so weit: Im Jahr 2021 dürfte nach der Prognose der Denkfabrik die EEG-Umlage erneut steigen – dann allerdings zum letzten Mal. „Unsere Berechnungen zeigen, dass die EEG-Umlage im Jahr 2021 bei rund sieben Cent die Kilowattstunde den Kostengipfel erreicht haben wird“, sagt Graichen. „Anschließend fallen nach und nach die kostenintensiven Anlagen der ersten Generation aus der EEG-Förderung, und die Umlage sinkt allmählich.“

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Diese Vorhersage stimmt in etwa mit der Mittelfrist-Prognose der Netzbetreiber überein. Die Auswirkungen der EEG-Umlage auf den Strompreis der Verbraucher sind allerdings inzwischen begrenzt. Der Endverbraucherpreis beträgt bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden derzeit 30,43 Cent pro Kilowattstunde.

Die EEG-Umlage hat daran mit ihren aktuell 6,41 Cent nur den drittgrößten Anteil: Neben den Kosten für Strombeschaffung und Vertrieb sind die Netzentgelte mit 7,39 Cent pro Kilowattstunde entscheidender für die Höhe des Strompreises. Weil die meisten Kosten der Systemintegration erneuerbarer Energien sich in diesen Netzentgelten wiederfinden, dürfte hier mit weiteren Steigerungen zu rechnen sein.

So glaubt die Agora, dass sich die Stromrechnung der Verbraucher im kommenden Jahr um etwa einen Cent pro Kilowattstunde verteuert. Diese Entwicklung sei zur Hälfte auf die steigenden Börsenstrompreise zurückzuführen, die andere Hälfte auf die EEG-Umlage, weitere Abgaben und die Netzentgelte. Ein Haushalt, der im Jahr 4000 Kilowattstunden verbraucht, zahlt 2020 der Prognose zufolge also im Jahr 40 Euro mehr.

Quelle: Infografik WELT

Tatsächlich ist die weitere Entwicklung der Strompreise allerdings mit hohen Unsicherheiten behaftet. Denn die Bundesregierung plant, die Strompreise zu senken, damit klimafreundlicher Strom künftig verstärkt für neue Anwendungen attraktiv wird, etwa im Verkehr, in der Wärmeproduktion oder zur Produktion des Speichermediums Wasserstoff.

Aus diesem Grund wird derzeit überlegt, die Stromsteuer zu senken. Auch könnten einige Abgaben, die heute für den europaweit höchsten Strompreis verantwortlich sind, künftig aus dem Steuerhaushalt bezahlt werden. „Spielmasse“ für die Entlastung des Strompreises ist vorhanden, weil der Anteil der Steuern und staatlicher Abgaben am Strompreis in den vergangenen Jahren auf 54,2 Prozent gestiegen war.

Das sogenannte Klimakabinett der Bundesregierung will am 20. September seine Vorschläge und Pläne zur Neufassung der Energiewende-Finanzierung vorlegen. Der Tendenz nach könnte danach der Verbrauch fossiler Kraftstoffe durch eine neue CO2-Bepreisung teurer werden, während zugleich Strom im selben Umfang billiger wird.

Quelle: Infografik WELT

Geplant ist offenbar, dass die Umstellung unter dem Strich nicht zu einer Mehrbelastung der Bürger führt. Besondere Abhängigkeiten von fossilen Kraft- und Brennstoffen, unter denen zum Beispiel die „unsanierten Pendler“ in ländlichen Regionen leiden, sollen dem Vernehmen nach durch Sonderregeln ausgeglichen werden.

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